Montag, 29. Juli 2013: Santa Barbara – Anaheim

Tschüss Barbara

Nach dem Auschecken im Hotel fahren wir in’s nahe Denny’s für ein ausgewogenes Frühstück (Eier, Speck und sonstige Grundnahrungsmittel).

Santa Barbara hat bei uns einen gemischten Eindruck hinterlassen. Einerseits ist es vermutlich die kalifornischste aller kalifornischen Städte: Es gibt überall hohe Palmen, am Strand werden Trendsportarten ausgelebt, es herrscht ein mildes Klima und die Shoppingmeile in der Innenstadt ist locker durchmischt mit internationalen Shops und lokalen Spezialitätenläden. Das „easy living“, der kalifornische Geist ist hier zu spüren, selbst wenn man nur ganz oberflächlich daran teilnimmt.

Andererseits sind die Kosten für das kleinste, bescheidenste Hotelzimmer hier exorbitant, die Preise für Essen, Parken und irgendwelche Vernügungen sind ungewöhnlich hoch für die USA.

Für uns ist klar: Preis/Leistung stimmt hier nicht. Es ist hier zwar schön, aber nicht so viel schöner als andernorts, dass sich der Preisunterschied rechtfertigen liesse. Die heilige Barbara wird uns wohl fortan nur noch in Tunnels begegnen.

Unterwegs nach Anaheim entdecken wir draussen im Meer diverse Ölplatformen. Dass die so nahe an der Küste sind, dass man sie von blossem Auge sehen kann, hätten wir nicht gedacht. Das Wetter ist ziemlich trüb und wir hoffen auf besseres Wetter im Süden.

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Navi-Shopping

Bei einem kurzen Stopp fällt mir auf, dass wir gemäss Navi viel zu früh in Anaheim sein werden. Das Haus ist erst ab 15:00 bezugsbereit und wir wären schon vor Mittag dort. Selbst wenn wir in Los Angeles 1-2 Stunden Stau haben, sind wir noch viel zu früh dort. Also suchen wir auf dem Navi ein Shopping-Center oder einen Outlet in der Nähe der Route. In Camarillo gibt es gleich neben dem Highway ein Premium Outlet. Da fahren wir mal hin, nicht mit der Absicht zu shoppen, sondern einfach um etwas Zeit totzuschlagen.

Viele tollen Läden hier. Aber wir sind nicht so in Shopping-Laune und gucken nur ein bisschen rum. Die Kids finden gefallen an einem interaktiven Getränkeautomaten: Der hat vorne nicht wie üblich einfach nur ein Cola-Logo drauf, sondern einen Touch-Screen, so gross wie der Automat. Da kann man Blasen im virtuellen Getränk aufsteigen lassen mit den Händen oder verschiedene Produkte anzeigen lassen… selbst ich spiele etwas daran rum, das Teil ist wirklich gut gemacht.

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Nach einer Stunde haben wir’s dann auch gesehen. Esther hätte sich fast eine Lederhandtasche gekauft, aber sich’s dann doch anders überlegt. Wir fahren aus dem Outlet raus, auf die Hauptstrasse in Richtung Highway 101.

Kurz bevor ich in die Auffahrt zum Highway abbiege meint sie: „Hätte ich die Handtasche doch kaufen sollen..? Die war so schön…“. Statt zum Highway abzubiegen, fahre ich einen U-Turn und zurück zum Outlet. Und plötzlich sind die Shopping-Atome im Hirn mal wieder auf volldampf. Wir kaufen nicht nur die Tasche, sondern auch noch Disney-Plüschtiere, T-Shirts und Crocs. Und weil’s gerade so schön auf die Mittagszeit zugeht, genehmigen wir uns einen kleinen Snack im Food-Court, bevor’s diesmal wirklich in Richtung Anaheim weitergeht.

Wir kommen erstaunlich gut voran. Klar, durch L.A. fahren ohne irgendwann mal kurz zu stehen ist vermutlich unmöglich, aber es läuft einiges flüssiger als erwartet. Bereits um 13:30 sind wir in Anaheim und haben jetzt erst mal richtigen Hunger. In der unmittelbaren Umgebung von Disneyland finden wir ein Denny’s und genehmigen uns ein ausgiebiges Mittagessen. Nach dem Essen will ich mich mal um unser Ferienhaus für die nächste Woche kümmern.

Eine genaue Zeit haben wir mit dem Hausvermieter nicht abgemacht. Ich hatte zwar darum gebeten um eine fixe Zeit vor Ort zu sein, aber er hat darauf bestanden, einfach anzurufen wenn wir einträfen, er sei dann innert 30 Minuten vor Ort. Den Unterschied zwischen „wir treffen uns um 15:00“ und „ich rufe dich um 14:30 an und du bist dann 30 Minuten später da“ verstehe ich bis heute nicht… aber egal.

Ich gehe also nach draussen (ja, ich telefoniere nicht gerne im Restaurant und störe damit andere Gäste…), zücke mein Mobiltelefon und wähle die Kontaktnummer, die auf HomeAway angegeben war. Eine Frau nimmt ab. Ich stelle mich vor als der Mieter des Hauses und ernte erst mal Verwirrung. Die Frau hat keine Ahnung, wovon ich da spreche. Ich frage nach, ob sie denn nicht die Vermieterin eines Ferienhauses in Anaheim sei… nach kurzem Überlegen meint sie, dass ihre Arbeitskollegin sowas habe, sie gebe mir mal deren Mobiltelefonnummer. Langsam werde ich nervös. Nicht nur, weil ich keine Ahnung habe, ob das Haus überhaupt existiert, sondern auch deshalb, weil ich nur einen Schweizer PrePaid-Chip im Mobile drin habe, und mich das 4-Minütige Gespräch schon die Hälfte meines noch vorhandenen Gesprächsguthaben gekostet hat – ohne Möglichkeit, das Teil irgendwo aufladen zu können. Ausserdem hab‘ ich keinen Schreiber. Also schnell wieder rein in’s Denny’s und die Nummer aus dem Gedächtnis auf eine Serviette kritzeln.

Ich begebe mich ein zweites Mal nach draussen und rufe die Nummer von der Serviette an. Ein Mann nimmt ab – jetzt bin ich komplett verwirrt. Die andere Frau hatte doch von einer Arbeitskollegin erzählt… egal. Ich stelle mich abermals als Mieter eines Ferienhauses in Anaheim vor. Der Mann stellt sich als José vor und meint, er sei der Vermieter – und woher ich die Nummer hätte. Mein PrePaid-Kontostand ist schon beänstigend tief und so erkläre ich ihm, dass ich ihm das später erzählen würde, aber dass ich ihn gerne in 30 Minuten beim Haus treffen würde. Klar – kein Problem, er sei in 30 Minuten dort.

Plumps. Ein Stein fällt vom Herzen. Ich hab‘ den Vermieter erwischt und wir treffen ihn in 30 Minuten beim Haus. Und innerlich danke ich allen meinen ehemaligen Englischlehrern und englischsprachigen Mitarbeitern für ihre wertvollen Lektionen. Ohne diese wäre ich in der Situation hoffnungslos aufgeschmissen gewesen.

Das Haus

Vom Denny’s zum Haus sind es nur ein paar hundert Meter und so genehmigen wir uns einen kleinen Nachtisch bevor wir losfahren. Nach 10 Minuten sind wir vor dem Haus. Da ist vor dem Eingang eine Stretch-Limo geparkt.

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Die Kinder fragen, wofür man ein so langes Auto braucht. Kann ich auch nicht beantworten. Stretch-Limos sind eine sehr seltsame, sehr amerikanische Angelegenheit…

Ein paar Minuten später trifft auch José ein und erklärt, dass das eines seiner Autos sei. Offensichtlich ist er nicht nur Hausvermieter sondern auch Chauffeur für einen Limousinen-Service, aber so genau erklärt er das nie (auch später nicht). Die Hausübernahme geht rasch und José erklärt alles ganz genau: Wie der Poolreiniger entfernt wird, wie der Grill funktioniert, die Klimanalage, die Küche etc.

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Pool mit Rutschbahn und Grill

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Esstisch im Wohnzimmer

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Sofa im Wohnzimmer

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Küchennische

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Küche mit Geschirrspüler und Abfallzerkleinerer

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Herd

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Master Bedroom mit eigenem Badezimmer und Fernseher

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Eines der beiden Kinderschlafzimmer

Nach einer Stunde ist die Übernahme beinahe durch. José erklärt dass wir am Donnerstag nicht auf der Strasse parken dürfen, weil dann die Strassenreinigung kommt, dass die Kinder nicht unbeaufsichtigt am Pool spielen dürfen und dass wir die Tür zum Wäscheraum immer schliessen sollen, weil da in der Garage hinter dem Wäscheraum noch jemand wohne. Das finden wir ziemlich seltsam, schliesslich haben wir doch das ganze Haus gemietet…? Er meint aber, dass wir der Person nie begegnen würden. Im Laufe der Woche finden wir raus, dass José selber die Garage für irgendwelche Reparaturarbeiten benutzt und ab und zu dort duscht – vermutlich zwischen zwei Jobs als Chauffeur. Warum er uns von einer dritten Person erzählt, wird wohl sein Geheimnis bleiben.

Bevor er uns das Haus überlässt, will José unbedingt einen Kreditkarten-Beleg über 400$ von mir unterschrieben haben für eventuelle Schäden, die wir anrichten könnten. Ich erkläre ihm, dass wir von HomeAway bereits eine Versicherung für Schäden hätten und auch meine private Haftpflichtversicherung aus der Schweiz für alles aufkommen würde, was wir an Schäden verursachen würden. Er besteht allerdings auf der Unterschrift, betont dann aber, dass der Beleg am Schluss vor meinen Augen zerrissen würde, falls keine Schäden vorhanden seien. Ich hab‘ keine Lust auf grosse Diskussionen und möchte auch das Verhältnis zum Vermieter nicht gleich am ersten Tag nachhaltig trüben, weshalb ich meine Kreditkarte zücke und den Wisch schliesslich unterschreibe. Sollte was passieren, würden meine Versicherungen das schon klären…

Einkauf

Wir fahren ein paar hundert Meter zum Einkaufen. Es gibt einen Food4Less, einen Big K-Mart, einen Neighborhood Walmart und einen kleinen Walgreens – alle an derselben Kreuzung. Wir entscheiden uns erst mal für den Big K-Mart. Der entpuppt sich allerdings eher als Kleider- und Haushaltladen, weniger als Nahrungsmittelgeschäft. Also rüber in den Neighborhood Walmart. Aufgrund des Zusatzes „neigborhood“ (Nachbarschaft) vermuten wir, dass der Laden eher klein ausfällt. Pustekuchen. Das ist ein Riesen-Teil. Wir verbringen eine gute Stunde damit bis wir alles nötige für die nächsten paar Tage eingekauft haben. Ein Grossteil der Zeit geht dafür drauf, sich in dem Laden zu orientieren, ein weiterer dafür, sich zwischen den verschiedenen Produkten zu entscheiden. Es gibt hier nicht 10 bis 20 verschiedene Frühstücksflocken, sondern an die 100 Sorten. Und dasselbe gilt auch für Butter, Milch, Speck etc.

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Mein Lieblingsregal

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Schweizer Milch? Wer’s glaubt.

Wir kaufen nicht nur Lebensmittel ein, sondern auch ein Tischtuch für den Esstisch im Wohnzimmer (den wollen wir nicht zerkratzen), WC Papier, einen Büchsenöffner und ein ganzes Rudel Lappen, denn der erste Eindruck der Sauberkeit im Haus hat uns nicht überzeugt.

Zurück im Haus können die Kids es fast nicht erwarten, endlich den Pool zu testen. Er ist zwar nicht beheizt, aber trotzdem nicht zu kühl.

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Der Tisch wird mit dem gekauften Tischtuch „veredelt“. Sieht zwar besch..eiden aus, aber dafür gibt’s sicher keine Kratzer.

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Wir kochen unser erstes Abendessen und gehen früh zu Bett. Nachts ist es taghell draussen. Das Haus wird von Scheinwerfern die ganze Nacht angestrahlt. Wir vermuten, dass es sich dabei um eine Abschreckung für Einbrecher handelt.

Wir schlafen normalerweise auf einem 2 Meter breiten Bett, da sind 160 cm schon nicht angenehm… es ist hell… es ist eng… Aaargh! Nach der halben Nacht packe ich meine Sachen und ziehe in’s freie Kinderzimmer um. Da ist es zwar auch immer noch relativ hell, aber wenigstens hab‘ ich genügend Platz um mich auszustrecken und rumzuwälzen. Eine Woche zu zweit in dem engen Bett – das wäre qualvoll gewesen.

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