Sonntag, 24. April 2022

Frühstück

Um 07:00 Uhr geht der Wecker. Wegen der einen Stunde Zeitverschiebung entspricht das 08:00 Uhr Schweizer Zeit. Im Lift habe ich gestern eine Liste gesehen, wann der Frühstücksraum besonders voll sein soll. Zwischen 08:00 Uhr und 09:00 Uhr ist am meisten los – also versuchen wir vorher da zu sein.

Wer schon mal versucht hat, Teenies zu wecken, bevor die Sonne am Zenit steht, weiss, dass das für Unmut sorgt. Aber selbst die Kids freuen sich darauf, London zu sehen, weshalb sie gar nicht so unmotiviert aufstehen, wie man das erwarten könnte.

Wir sind um 07:30 Uhr am Frühstücksbuffet, welches gerade noch so OK ist. Es gibt die typische internationale Frühstücksauswahl an Cerealien, Toast, Rührei, Säften und Kaffee. Dazu noch ein paar wenige englische Besonderheiten wie Bohnen und Würstchen. Das alles ist zwar essbar, aber mehr auch nicht.

Als wir den Frühstücksbereich verlassen, stehen die Leute Schlange am Eingang. Es hat sich also offensichtlich gelohnt, etwas früher hier zu sein.

Flur vom Lift zu den Zimmern im Park Plaza Waterloo Hotel
Flur vor den Zimmern

Tunnel

Wir ziehen los. Heute wollen wir mal den Osten von London „abgrasen“, weil das uns am weitesten vom Hotel entfernt scheint. Danach können wir den Rest der Woche eher in Hotelnähe verbringen, so der Plan…

Wir verlassen das Hotel und wollen statt zur „Heim“ U-Bahn Station zu Fuss zur Station Waterloo, um das Quartier etwas kennenzulernen. Unterwegs sehen wir ein erstes Mal das London Eye.

Mehr oder weniger per Zufall landen wir im „Leake St Graffiti Tunnel“. Hier gibt es wirklich tolle Kunstwerke und es wurde extra eine Beleuchtung installiert, so dass man die Spray-Gemälde vernünftig betrachten kann.

Auch nach dem Tunnel finden wir schöne Motive auf dem Weg zur Waterloo Station.

Gondeln

Von Waterloo aus, fahren wir mit der U-Bahn nach North Greenwich. Aber vorher erst mal Oyster Card aufladen, die ist nämlich nach der Fahrt vom Flughafen in die Stadt schon beinahe leer.

Angekommen, lassen wir den Millennium Dome links liegen und spazieren stattdessen durch ein sehr hübsch gestaltetes Viertel zur Station der Emirates Air Line.

Die Emirates Air Line ist eine Gondelbahn, die über die Themse ans andere Ufer führt und zwar in 90m Höhe.

90 Meter sind verdammt hoch für so eine Gondelbahn, vor allem wenn man Höhenangst hat wie meinereiner – und es dazu noch richtig heftig windet.

Angekommen schauen wir uns etwas um und spazieren durch die Gegend. Die Temperaturen sind jetzt nicht eben sommerlich. Trotzdem sind tatsächlich Schwimmer im Wasser, offensichtlich Teilnehmer eines Wettkampfs.

Beschissenes Kunstwerk

Unser kurzer Spaziergang endet am Bauzaun, der Durchgang zum Hauptarm der Themse ist leider nicht möglich. Also zurück zur Gondelstation und zurück nach Greenwich North.

Kritiker bemängeln am der Emirates Air Line Gondelbahn, dass sie von nirgendwo nach nirgends führt. Im Grunde genommen haben die Leute recht. Trotzdem ist es ganz ein netter Ausflug. Auf der Rückfahrt haben wir sogar eine richtig tolle Aussicht auf die Skyline.

Null Grad

Nächstes Ziel: Null-Grad-Meridian, welcher gleichzeitig auch namensgebend für die Zeitzone „GMT“ (Greenwich Mean Time) ist. Moderne Zeitgenossen nennen das zwar inzwischen UTC (Universal Time Coordinated) aber mir ist GMT sympathischer. Sonst können wir ja gleich von „Zulu Time“ reden, wie das Ami-Militär…

Mit der U-Bahn geht’s bis nach Canary Wharf, von da mit der DLR (Docklands Light Railway) nach Greenwich.

DLR Station Canary Wharf

In Greenwich angekommen, spazieren wir durch den Ort bis zum Greenwich Park wo sich das Royal Observatory befindet, der offizielle Messpunkt.

Die erste Telefonzelle! Davon gibt’s nicht mehr viele…
Typische Englische Stadthäuser mit Zaun in Greenwich
Greenwich Park

Um zum Obervatory zu gelangen, müssen wir den Berg hoch. Untrainiert, wie wir sind, brauchen wir dafür zwischendurch eine Pause auf einer Parkbank. Später geniessen wir die Aussicht auf Canary Wharf.

Der Eintritt zum Royal Observatory kostet für uns 4 genau 50 Pfund. Ganz schön gepfefferte Preise. Allerdings ist das so ein one-time Ding. Das macht man einmal im Leben und dann nie mehr. Von daher geht das in Ordnung.

Das allgemeine Interesse gilt natürlich erst mal dem 0-Grad Meridian.

Danach besuchen wir das Observatory selber. Hier gibt es viele Ausstellungsstücke und Geschichten zum Thema Zeitmessung und Vermessung, also viele Uhren, Sextanten, Teleskope, Globen und einige Portraits der Wissenschaftler, die hier geforscht hatten.

In einem Raum etwas Abseits gibt es sogar eine Camera Obscura. In absoluter Dunkelheit sieht man eine vergrösserte Abbildung der Gebäude von der Panorama-Aufnahme weiter oben.

Nächster Halt: Verkehrsleitsysteme

Es ist inzwischen nach Mittag und wir gönnen uns in einem Pub schräg gegenüber vom Parkausgang ein kleines Mittagessen.

Danach geht’s mit der DLR zurück nach Canary Wharf.

Wir lassen uns vom Navi auf dem Mobiltelefon durch die moderne Architektur dieses Geschäfts-Viertels lotsen.

Nach der Überquerung einer Brücke sind wir am Ziel dieser Expedition. Ein auf den ersten Blick unscheinbarer Kreisverkehr.

Wir sind beim Traffic Light Tree, einer Kunstinstallation bestehend aus 75 Sets von Ampeln, erdacht und gebaut vom französischen Künstler Pierre Vivant.

Hier kommt man nicht mal eben per Zufall vorbei, denn das Ding ist völlig weg vom Schuss. Weder eine U-Bahn noch ein Bus ist hier in der Nähe.

Der Schrank mit der Steuerung steht offen. Wir versuchen das aber nicht zu korrigieren, könnte ja sein, dass das Absicht ist, wegen der Wärme im Schrank. Ausserdem besteht ja die Gefahr eines Stromschlags.

Traffic Light Tree

Mir gefällt das Ding ungemein, die Familie rümpft etwas die Nase, dass man DAFÜR so weit gehen musste.

Schlappappapp

Die Tour hinterlässt ihre Spuren. Wir sind schon recht müde, die Füsse schmerzen. Zeit für eine kurze Pause bei Starbucks. Frappuchinos, Muffins. Passt.

Mit der U-Bahn fahren wir zurück zum Hotel und legen uns alle mal ein Stündchen hin. Wir haben ja kein fixes Programm, kein nächstes Ziel wo wir irgendwann sein müssen, keine Verpflichtungen. Herrlich, einfach mitten am Tag mal ’n Stündchen wegzudösen.

Ribs

Abendessen muss natürlich dann irgendwann trotzdem sein. Pizza ins Hotel bestellen wäre grad etwas sehr dekadent, also raffen wir uns auf und fahren mit der U-Bahn zum Picadilly Circus. Nicht, weil wir gross Nightlife oder Party erleben wollen, sondern weil es in der Gegend einfach eine grosse Auswahl an Restaurants gibt. Sind ausserdem nur 2 Stationen mit der Tube von unserem Hotel, also sozusagen direkte Nachbarschaft. Gegen 19:00 sind wir da.

Viel ist hier nicht los. Es ist schon fast leer verglichen mit dem, was ich bei früheren Besuchen in London erlebt hatte. Das wird auch den Rest der Woche prägen: Es hat nicht viele Touristen. Die Russen fehlen, weil die nicht mehr fliegen dürfen, seit ihr Oberguru einen unprovozierten Angriffskrieg losgetreten hat. Die Asiaten fehlen, weil die im Covid-Lockdown sitzen. Viele Europäer haben nicht gleichzeitig wie wir Ferien. Es ist ziemlich leer in London. Wir geniessen das.

Eigentlich wollen wir uns nach einem passenden Restaurant umsehen, wo alle etwas finden, das sie essen mögen. Und dann ist die erste Kneipe nach Verlassen der U-Bahn ein Hard Rock Café. Was will man da machen. Bleibt einem ja nichts anderes übrig…

Wir kriegen einen Beeper, drehen eine Runde durch den Shop, einige Pullis, T-Shirts und Souvenirs wechseln den Besitzer. Der Untersetzer piepst, wenige Sekunden später sitzen wir schon am Tisch.

Langweiler wie wir sind, bestellen wir alle dasselbe: 4 x Baby Back Ribs. Die Marinade ist ungewohnt scharf. Nicht dass das jemanden stören würde. Dazu 2 x Frozen Strawberry Daiquiri und 4 Erinnerungs-Gläser… Ein enorm runder Abend.

Nach dem Essen haben wir nur noch ein Ziel: Ab ins Hotel, schlafen. Mit U-Bahn fahren wir zurück und es gibt inzwischen tatsächlich etwas Party-Volk in der Tube. Teils sehr provokativ gekleidet, um es mal nett auszudrücken…

Unser Hotel am Abend

Um 21:30 Uhr ist Lichterlöschen. War ein anstrengender Tag. Gute Nacht!

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