Sonntag, 30. Juli 2017: Amarillo – Santa Fe

Der Gürtel

Bevor wir mit dem heutigen Tag beginnen, mal noch eine Anekdote: Gestern sind wir bei einer Raststätte reingelatscht. Was ist so das erste, was da üblicherweise so verkauft wird? Duftbäumchen, Karten, Scheibenwischwasser, Eis, Süssigkeiten? Na?

Hier nicht. Das erste Verkaufsgestell, prominent in der Mitte platziert nach Betreten des Etablissements sind: Ledereinbände für die Bibel!

Weil, macht ja Sinn. Wer will nicht seine Bibel, die er immer im Auto mitführt, gelegentlich mit einer neuen Hülle versehen? Passiert mir dauernd.

Der Fall ist klar. Wir sind mitten im Bibelgürtel. War mit bisher nicht bewusst. Jetzt schlagartig schon.

Jetzt aber weiter im Takt.

Farbsumpf

Ich bin um 07:30 wach nach einer üblen Nacht. Zu zweit in einem King-Bett mit nur einer Decke geht einfach nicht. Hätte vielleicht gestern doch noch nach einer zweiten Decke fragen sollen, aber man ist ja zu faul…

Oh well, wir schleppen uns eine Stunde später zum Frühstücksbuffet. Es ist nicht voll hier, aber kein Mensch füllt die fehlenden Speisen nach. Schade. Essen wir halt, was da ist.

Koffer in’s Auto und ab auf die I-40. Denkste. Die Einfahrten sind alle zu, wegen der Baustelle. Fahren wir halt wieder mal im Parallel-Universum. Und wenn wir schon da sind, können wir ja mal gucken, ob die Cadillac-Ranch zu besuchen ist, obwohl es die ganze Nacht geregnet hat.

Besuch ist möglich. Halt einfach extrem sumpfig.

Boah, was für ein Müll hier überall rumliegt. Die Amis schnappen sich irgendeine Dose vom Boden, sprayen wahllos irgendwo auf ein Auto und werfen die Farbe dann achtlos zurück in den Sumpf. Da machen wir nicht mit, auch wenn das offensichtlich Teil des Kunstwerks sein soll.

Die nächste Auffahrt auf den I-40 ist zum Glück offen und wir fahren weiter durch endlose Windfarmen gegen Westen.

Zauberland

Wir überqueren die Grenze zu New Mexico. Wieder mal eine Zeitzone mehr, was bedeutet, dass wir die Hälfte von Meer zu Meer hinter uns haben.

New Mexico nennt sich selber „Land of Enchantment“ also „Land der Verzauberung“ und ich kann jetzt schon sagen: Die übertreiben nicht.

Wir besuchen erst mal das Welcome Center. Die Angestellte hier ist hochmotiviert und überflutet mich ungefragt mit Strassenkarten, Ausgehtipps für Santa Fe, Museumsbroschüren und allerlei Tipps für Sehenswürdigkeiten im Bundesstaat. Die muss ihren Staat wirklich sehr mögen und stolz darauf sein.

Auf dem Weg nach Santa Fe verlassen den Interstate 40 nachdem er über mehrere hundert Meilen unsere „Heimat“ war. Es geht auf einer 2-spurigen Strasse (285) langsam aber sicher in die Höhe.

Die Vegetation ist jetzt nur noch spärlich vorhanden, es ist eine Hochwüste (high desert).

Santa Fe

Wir treffen in Santa Fe ein, aber weil wir wieder mal eine Zeitzone übersprungen haben ist jetzt hier erst 12:45. Viel zu früh für einen Check-in-Versuch. Aber wir haben einen Bärenhunger, denn unsere Mägen haben Nachmittag und seit dem mageren Frühstück nichts mehr gekriegt.

Ein paar hundert Meter nach dem Hotel gibt’s an der Hauptstrasse ein Einkaufszentrum und davor ein Applebee’s. Da stürzen wir uns jetzt mal rein. Ich bestelle mir auf gut Glück Brisket Tacos. Lecker!

Auf dem Tisch steht ein kleiner Computer mit Touchscreen. Man könnte darauf Spiele spielen, um die Wartezeit zu überbrücken. Aber wir haben ja unsere eigenen SmartPhones dabei. Praktisch ist allerdings, dass wir hier die Rechnung zahlen können, ohne auf die Bedienung warten zu müssen.

Adobe

Bevor wir in’s Hotel fahren, besuchen wir das Stadtzentrum. Hier sind Parkplätze zwar mangelware, aber zum Glück sind am Weekend die Plätze der Regierungs-Angestellten frei. Unter der Woche dürfte man vor den Verwaltungsgebäuden nicht parkieren, aber jetzt stört das niemanden.

Wir besuchen das Capitol. Das sieht ziemlich anders aus, als alle anderen Capitols, die wie bisher gesehen haben. Es ist im „Adobe“-Stil gehalten. Es soll hier eine Bauvorschrift geben, dass alle Gebäude im Zentrum von Santa Fe in diesem Stil gehalten werden müssen.

Memorial vor dem Capitol. Irgendwas gegen Krieg, und pro Frieden. Genau kann ich mich nicht erinnern, aber es wär‘ schon erstaunlich, wenn’s umgekehrt wär.

Wir gehen mal nach Westen, denn da gibt es offensichtlich einen Markt, den wir vorhin aus dem Auto gesehen haben. Wir kommen an einigen hübschen Gebäuden vorbei. Hier ein Pizza-Restaurant.

Ein edles Hotel im Zentrum.

Restaurants und Shops.

Hier scheint sowas wie das Kunsthandwerk-Zentrum zu sein. Viele Läden bieten Glaskunst und Keramik an.

Günstig ist das Zeug allerdings nicht.

Nach ein paar Metern treffen wir am Markt ein. Hier wird alles verkauft, von Lebensmitteln über Kleider zu Kunst und Kosmetik. Wir erstehen eine wohlriechende Body-Lotion für Esther und etwas Schmuck für Anna.

Neben dem Markt gibt es eine nette Kirche. Man kann offensichtlich sogar den Turm besteigen.

Neben dem Eingang steht ein Baum, der mit Rosenkränzen behängt ist.

Aber Moment? Die wollen tatsächlich Eintritt verlangen für eine Kirche. Ich glaub‘ ja nicht, dass Jesus die Händler aus dem Tempel geschmissen hat, damit 2000 Jahre später irgendwer Eintritt für eine Kirche verlangt. Pah, wir haben in unserem Leben schon genug Kirchen gesehen. Diese wird nicht dazu gehören.

Auf dem Rückweg zum Auto decken wir uns in einem Souvenirshop mit T-Shirts ein, dann geht’s ab zum Hotel.

Trocken

Wir checken in’s Hyatt Place Santa Fe ein und hängen uns erst mal auf’s Bett. Chillen kann man das eigentlich nicht nennen denn: Es ist tatsächlich nicht mehr heiss. Fällt uns erst jetzt so richtig auf. Hier herrschen angenehme Temperaturen, die Zeiten des heiss-feuchten Klimas sind vorbei.

Ausnahmesweise gibt es einen trockenen Nachmittag – wir lassen den ansonsten üblichen Poolbesuch ausfallen. Anna fühlt sich wieder nicht wohl und Jonas ist zu müde für den Pool.

Na gut, dann besorgen wir uns etwas für’s Abendessen im Target. Der ist natürlich auch im Adobe-Stil gebaut.

Ist aber ein seltsamer Target. Fast kein Essen, dafür mehr Angebot in Sachen Kleidung und Haushalt. Aber wir finden was für den Abend.

Ich allerdings… ja ich hab‘ was entdeckt: Gleich gegenüber vom Target gibt’s was nettes um sich Futter zu besorgen.

Die Erdnüsse lass‘ ich mal Links liegen, denn hier, bei den Five Guys, gibt’s ziemlich leckere Burger.

Mit dem Burger und dem Target-Futter geht’s zurück in’s Hotel.

Nach dem Essen gucken wir Nickelodeon im TV. Was anderes können wir nicht tun, denn leider ist das Internet schnarchlangsam.

Um 19:45 ist Lichterlöschen. Was so eine Stunde Jetlag ausmacht…

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