Samstag 22. Juli 2017: Roanoke – Asheville

Oops

Wir stehen um 06:30 auf und begeben uns in die Hotelhalle zum Frühstück. Nichts besonderes, aber auch nicht schlecht. Wir wollen uns grad‘ wieder zurück in’s Zimmer verziehen, als der Frühstücks-Aufseher meint, ob er’s auf’s Zimmer buchen soll, oder ob ich bar zahlen wolle.

Wie zahlen? Ist Frühstück nicht inbegriffen im Zimmerpreis? Ich hab‘ doch alle Hotels mit Frühstück gebucht? Stellt sich raus: Nö. Hier hab‘ ich das übersehen. Macht dann mal 34 Dollärchen für’s Frühstück.

Whooooot? Dafür hätte ich aber in einem Denny’s definitiv was besseres gekriegt und erst noch serviert, nicht vom Buffet. Mist. Ah well. Lehrgeld.

Mehr Bäume!

Es geht mal wieder weiter, wie gehabt: Bäume, Overlooks, Bäume. Irgendwie hätten wir uns den ein kleines bisschen interessanter vorgestellt, diesen Shenandoah-Blue-Ridge-Parkway-Trip.

Doch im Vergleich zu den letzten beiden Tagen hat schon etwas geändert seit Roanoke. Es gibt jetzt teils offene Grasflächen, vereinzelt sogar Farmen und Scheunen.

Unser nächster geplanter Stopp ist „Mabry’s Mill“.

Am Visitor Center schon die erste Enttäuschung: Die Knarre muss draussen bleiben.

Aber durchaus ein fotogenes Teil, diese Mühle.

Der Wasserlauf geht im Augenblick nicht über das Holz-Aquädukt. Das ist defekt und muss erst repariert werden. Damit sich das Mühlrad trotzdem dreht, wird das Wasser über ein dickes Plastikrohr zugeleitet.

Woher ich das weiss? In der Mühle drin steht ein Freiwilliger, ein Rentner, der Säge, Mühlstein und sonstiges Werkzeug mit grossem Enthusiasmus und einem fast unverständlichen Südstaaten-Dialekt erklärt.

Natürlich war er in Frankfurt und Mannheim stationiert. Irgendwie waren alle alten Männer in den USA mal in Deutschland stationiert.

Neben der Mühle gibt es noch weitere Holzhütten wo verschiedene Handwerke vorgestellt werden. Unter anderem Weben, Knüpfen und schmieden am offenen Feuer. Wir sind aber noch ziemlich früh und die meisten Volunteers sind erst gerade debei, ihre Vorführungen vorzubereiten.

Noch Bäumer!

Es geht weiter auf dem Parkway und wir sind echt froh um die Hörspiele, die wir dabei haben. Die Strasse ist zwar sehr schön zu fahren, immer sanfte Kurven, leicht bergauf und wieder bergab. Aber selbst das ist nach 3 Stunden nicht mehr spannend. Vielleicht tu‘ ich der Gegend unrecht, aber im Sommer ist das nichts. Die Fotos aus dem Herbst mit den bunten Blättern sehen allerdings toll aus. Vielleicht müsste man diese Strecke im Herbst erleben. Auch die Temperaturen für längere Wanderungen wären dann sicher angenehmer.

Bilder wie dieses sind eher die Ausnahme.

Wir sind in North Carolina. Ein Blick auf die Karte und wir merken: Wir sind noch nirgends.

Wir beginnen zu rechnen: Wir müssen zwingend zwischen 15 und 17 Uhr in Asheville sein, weil wir nur in diesem Zeitfenster unsere Hütte für die nächsten zwei Nächte übernehmen können.

Auf dem Parkway können wir nur mit 35 mph fahren, es sind noch locker 150 Meilen und es ist schon nach 11 Uhr durch. Bei 35 mph bräuchten wir also noch mehr als 4 Stunden bis zum Ziel. Ohne Pinkelpausen, ohne Essen, ohne Staus oder Baustellen.

Parallel-Universum

Wir beschliessen, den Parkway zu verlassen, um ausserhalb auf einer Parallelstrasse etwas schneller vorwärts zu kommen. Bei genügendem Zeitbudget können wir dann wieder auf den Parkway zurückkehren.

Leider stellt sich das schnell einmal als Irrtum heraus. Die Strassen neben dem Parkway sind ungefähr gleich eng, aber viel kurivger. Die theoretisch höhere Geschwindigkeit können wir gar nicht fahren. Zudem biegen wir im Kaff Sparta falsch ab, was uns eine halbe Stunde kostet.

THIS IS SPARTA!

Dadurch hat sich der Plan, später nochmal auf den Blue Ridge Parkway zurückzukehren in Luft aufgelöst und wir lassen das Navi die schnellste Route zu unserer Unterkunft berechnen.

Später wird die Strasse dann besser und wir kommen sehr viel besser vorwärts als gedacht, aber wir beschliessen, nicht auf den Parkway zurückzukehren, weil es noch sehr weit ist. Die letzten 60 Meilen bis nach Asheville sind dann Interstate.

Hunger

Bevor wir auf den Interstate fahren, wissen wir, dass unser Zeitbudget gut passt, weshalb wir zum Mittagessen einen Halt in Marion einlegen.

Ein Taco Bell! Seit 2015 war ich in keinem Taco Bell mehr, Esther seit 2003 nicht mehr, die Kinder überhaupt noch nie. Anna ist in den USA immer sehr experimentierfreudig, wenn es um neues Essen geht. Und sie vertraut meinem Urteil, ob ihr etwas schmecken würde oder nicht. Ich bestelle für sie und mich Soft Tacos.

Wir haben ab sofort einen neuen Taco Bell Fan in der Familie. Ich muss Nachschub kaufen für Fräulein Tochter.

Jonas ist wie immer nicht für neues Futter zu begeistern. Macht nichts, nebenan ist ein KFC, da besorgen wir ihm einen Eimer Chicken Fingers für die Weiterfahrt.

Cabin in the woods

90 Minuten später sind wir bei den Asheville Cabins of Willow Winds. Der Check-In ist äusserst freundlich und unkompliziert. Wir beziehen unsere Cabin, Jackie’s Gem.

Bevor wir uns aber zur Ruhe betten können, muss erst mal eingekauft werden. Wir fahren zum Publix in der Nähe. Die Läden kennen wir sonst nur aus Florida und freuen uns, dass es die hier offensichtich auch gibt.

Auf dem Rückweg versuchen wir den Weg ohne Navi zu finden, aber wir sind wohl alle etwas Meschugge von den vielen Bäumen heute und verfransen uns total in Asheville. Mit dem Navi finden wir den Weg dann schnell.

Das Nachtessen besteht heute aus Chips & Salsa, Doughnuts, Kaiser Rolls mit Nutella und einer Salatgurke. Fragt nicht. Jeder das, worauf er im Publix Lust hatte…

Etwas schreit nach mir:

Geht nicht, so ohne etwas zu trinken, oder? Mit unserem Lieblings-Bier, das wir 2015 in Colorado Springs kennengelernt haben, geht’s schon besser.

Prost!

Nebenher lasssen wir im Waschturm im Untergeschoss etwas Wäsche drehen. Kommt gut, nach einer Woche Urlaub wieder alles frische Wäsche im Koffer zu haben. Nach 3 Maschinen ist dann genug für heute.

Wir lassen uns guten Gewissens um 19:40 in die Heia plumpsen. Draussen würde man ja eh nur Bäume sehen.

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