Freitag, 21. Juli 2017: Waynesboro – Roanoke

Südwärts

Um 06:15 sind wir wach. Mist, das positive Jetlag verliert langsam seine Wirkung.

Wir kriegen Frühstück im Hotel. Es ist schon angenehm, nicht erst nach einer tauglichen Location zu suchen, sondern einfach zum Frühstück zu schlurfen. Hier gibt’s als Highlighs eine Waffel-Maschine und viel Speck. Das Geschirr ist aus Plastik. Stört uns nicht.

Kurz Walmarten, dann geht’s los auf dem Blue Ridge Parkway.

Erster Gedanke nach ein paar Meilen auf dem Parkway: Sieht hier gleich aus, wie gestern im Shenandoah.

Wir halten an beim Trailhead Parking zu den Humpback Rocks. Erst mal sprühen wir uns ausgiebig mit „Off“ ein. Dann geht’s los. Gemäss Schild soll es nur 0.8 Meilen sein, also ca. 1.3 Kilometer.

Aufwärts

Es ist wieder mal wieder schwül. Anfangs geht der Weg noch relativ leicht bergauf und ist mehrere Meter breit. Irgenwann gibt’s nur noch einen steilen Pfad durch den Wald, teils mit Treppen und Steinstufen. Wir schleppen uns langsam den Hügel hoch. 0.8 Miles, so weit kann das doch gar nicht sein?

Wir schwitzen wie Berserker und trinken alle paar Meter vom kostbaren Wasser. Wir haben nur 4 Flaschen dabei schliesslich sind’s ja nur 0.8 Meilen…

Das Ziel kommt nicht näher, immer noch ein paar Meter nach oben tun sich vor uns auf. Da plötzlich hüpft uns ein junges Fräulein in einem gelben Sommerröckchen und passenden Ballerinas entgegen. Wir grüssen und fragen, wie weit es denn noch sei. Sie meint, dass wir in 5 Minuten oben sein sollten. Überhaupt sei es herrlich einsam da oben, und sie sei nur schnell oben gewesen, um gemütlich alleine ein paar Zigaretten zu qualmen. Natürlich bietet sie mir welche an. Ich lehne dankend ab. Sie tänzelt weiter bergab, wie ein junges Reh.

Nach 5 Minuten sind wir tasächlich auf der Zielhöhe, die Humpback Rocks sind in 200 Metern sichtbar. Und da steht’s wieder:

0.8 Miles. Ich hab‘ ja schon viel vom Vorwurf der Lügenpresse gelesen, aber Lügenschilder? Wir haben vom Parkplatz hier rauf locker eine Stunde, wenn nicht mehr gebraucht. Noch nie vorher hab‘ ich eine Stunde für 1.3 Kilometer gebraucht…

Oben sind wir kurz alleine, dann ein trifft ein junges Paar ein. Sie setzen sich erst mal etwas weiter oben hin, um zu Atem zu kommen. Wir brauchen ebenfalls Erholung.

Wir kommen in’s Gespräch. Das Paar erzählt, sie hätten den Aufstieg schon mal versucht, dann aber abgebrochen. Kunststück. Wenn uns Gelbröckchen nicht begegnet wäre, hätten wir vermutlich auch umgedreht.

Ich war noch nie so stolz auf 0.8 Meilen wie hier. Überflüssig zu erwähnen, dass „0.8 Meilen“ ab sofort ein geflügeltes Wort auf dieser Reise ist.

Wir sind schon ein paar Meter oberhalb der Strasse…

Die Familie verlangt, die restlichen geplanten Wanderung des Tages zu streichen. Ich bin nicht schwer zu überzeugen.

Runter kommense immer

Runter geht’s lockerer, aber auch für den Abstieg brauchen wir mehr als 30 Minuten. Anna geht ja am liebsten barfuss und hat mal ihren Fuss nach der Wanderung fotografiert. Diese Mischung aus Hornhaut und Schmutz will ich niemandem vorenthalten.

Time Off

Mittagessen gibt’s 5 Minuten weiter auf der Humpback Rock Picknick Area. Dank „Off“ bleiben die Viecher fern und wir können das Essen gemütlich geniessen.

Übrigens, falls ihr euch fragt: Ja, das sind Baby-Wipes da auf dem Tisch. Die sind super zum Händewaschen, Mund abwischen und sogar für die Grobreinigung des Geschirrs und Bestecks taugen die. Immer feucht und wiederverschliessbar verpackt. Parktischer geht’s gar nicht.

Nach dem Mittagessen fahren wir weiter durch eine schöne, kurvige Strecke. Mit Bäumen und Overlooks. Damit uns nicht total langewilig wird, hören wir ??? Hörspiele.

Unterwegs begegnen wir unserer ersten Baustelle mit Guide Car auf dieser Reise. Zum Glück kommen wir grad an, als der losfährt.

Kurzer Blasen-Entleer-Halt am Peaks of Otter (abk. POO), Besuch im Gift Shop und weiter geht’s mit ??? bis Roanoke.

Roanoke Hut

In Roanoke fahren wir est mal zum Cambria Inn & Suites. Auf dem Zimmer kühlen wir etwas ab und erholen uns. Leider hat der Pool geschlossen wegen eines Problems mit der Air Condition.

Dann halt zum Nachtessen zu Pizza Hut. Ausser uns ist nur noch ein anderer Tisch besetzt, der Rest des Ladens ist leer. Sherri, die rüstige Rentnerin und alleinige Servierkraft im ganzen Restaurant, bringt uns Getränke und vergisst uns danach.

Irgendwann rufe ich mal durch den Raum „Sherri?“. Sie kommt motiviert angetigert und fragt, ob wir noch einen Wunsch hätten. Ja äh. Gerne die Bestellung aufgeben?

Es folgt ein Wortschwall voller entschuldigender Worte. Sie arbeite seit 10 Stunden ohne Pause und ausserdem sei heute ihr Geburtstag, es täte ihr schrecklich Leid und die Appetizer gingen selbstverständlich auf’s Haus.

Eigentlich wollten wir gar keine Appetizer, aber sie schleppt einfach Parmesan-Breadsticks mit warmer Tomatensauce an. Die Dinger sind richtig lecker.

Die Pizze kommen schnell und schmecken ebenfalls. Später entdecken wir, dass auf der Rechnung auch die Getränke fehlen. 12 Dollar für ein Nachtessen für 4? Da springt aber noch ein schönes Trinkgeld für das Geburtstagskind raus, die gute Frau kann einem nur leid tun.

Sie ist sehr gerührt (Niagra Falls), als wir ihr auf Schweizerdeutsch zum Geburtstag gratulieren.

Zurück im Hotel arbeiten wir etwas am Tagebuch, bevor um 20:00 Lichterlöschen ist.

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