Getrennte Wege
Wir stehen heute mal etwas später auf – die Teens sperren sich gegen früheres Aufstehen. Beim Frühstück stehen wir deshalb dann mal kurz Schlange, bevor wir eingelassen werden. Dauert aber gar nicht so lange – vielleicht 10 Minuten.
Unsere Interessen sind heute geteilt: Die Mädels wollen zur Tate Modern Gallery. Wir wollen zum British Museum. Der Plan ist, die Museen getrennt zu besuchen und sich dann per Mobile zu koordinieren und irgendwo wieder zu treffen.
Die Ladies fahren mit dem Bus zur Tate Modern. Weil die aber noch nicht auf hat, gönnen sie sich erst mal… na was wohl: Ein zweites Frühstück bei Starbucks.

Wir Jungs fahren mit U-Bahn zur Baker Street, weil wir wissen, dass das Museum erst um 10 Uhr öffnet und bis dahin noch viel Zeit ist. Also erst mal zu Sherlock Holmes.

Ein Museum und einen Souvenir-Shop für eine erfundene Figur zu betreiben kommt uns erst reichlich albern vor. Aber dann fällt uns ein, dass es das ja auch für Harry Potter und diverse andere erfundene Figuren gibt. Also warum nicht? Den Besuch des Museums sparen wir uns allerdings – wir wollen ja eigentlich ins British Museum.

Deshalb fahren wir weiter mit der U-Bahn zur Tottenham Court Road. Von da aus geht’s zu Fuss zum Museum.
Unterwegs kommen wir per Zufall an einem YMCA vorbei. Gemäss Beschriftung, ist es das weltweit erste YMCA. Die Organisation wurde gemäss Wikipedia tatsächlich in London gegründet, aber ich bezweifle stark, dass es in diesem modernen Gebäude war…

Vor dem British Museum dann die Ernüchterung. Hier stehen Leute an. Und zwar nicht wenige. Wir rechnen uns aus, dass wir vermutlich ca. 20-30 Minuten anstehen müssten. Der Eintritt ist zwar frei – wie übrigens bei den meisten Museen in London – aber die Security Checks dauern halt.
Krass – dabei ist London doch eigentlich leer? Aber heute offensichtlich nicht. Wir beschliessen, erst mal was anderes zu machen und später hierher zurückzukommen.
Tate Modern
Die Ladies haben mehr Glück. Es stehen zwar auch Leute vor der Tate Modern Gallery an, aber nicht sehr viele und nach kurzer Zeit sind sie drin.

Hier gibt es moderne Kunst aller Arten: Bilder, Skulpturen, Lichtinstallationen – ja selbst das Gebäude selber gilt je nach Betrachtungsweise als moderne Kunst.



Schiff
Jonas und ich sind inzwischen mit der U-Bahn nach Embankment gefahren.

Unser neuer Plan: Mit dem Thames Clipper nach Greenwich. Wir hatten dort was übersehen, was eigentlich auf der Liste der Dinge stand, die ich London sehen wollte. Das holen wir jetzt nach, auch wenn wir dafür in eine Gegend fahren müssen, die wir eigentlich schon abgehakt hatten.


Obwohl wir nach Osten wollen, fährt das Boot erst mal ein paar Stationen nach Westen zum Parlamentsgebäude, bevor es kehrt macht und dann nach Osten fährt. Macht für uns keinen Unterschied, die Fahrt ist gleich teuer und wir haben es recht bequem an Bord.

Ein paar Schulklassen steigen zu. Mit dem Frieden ist es vorbei, denn die steigen erst bei der Canary Wharf wieder aus.
Interessanter ist allerdings eine Reisegruppe, von der ein älterer Herr die ganze Fahrt über neben der Gruppe im Gang zwischen den Sitzreihen steht und denen die Welt erklärt. Die meisten dieser Reisegruppe sind selber schon im fortgeschrittenen Alter, und es ist zu bezweifeln, ob sie überhaupt hören, was der selbsternannte Reiseleiter erzählt, unter anderem auch deshalb, weil die Schulklassen eher geräuschvoll sind. Davon lässt er sich allerdings überhaupt nicht beeindrucken und quasselt munter die ganze Fahrt hindurch.
Tate Modern Part II
Währenddessen sind Anna und Esther immer noch in der Tate Modern Gallery. Zwischendurch gibt’s einen Snack im Museums-Restaurant.



London’s Brücken
Was recht erstaunlich ist, wenn man sich die Karte von London anschaut: Zwischen der Chelsea Bridge und der Tower Bridge gibt es (wenn man die beiden mitzählt) 13 Brücken. Östlich davon: Keine Einzige. Bis dann irgendwann ausserhalb der Stadt „Dartfort Crossing“ mit der Queen Elizabeth II Bridge auftaucht. Das ist dann auch schon die letzte Brücke, bevor die Themse ins Meer mündet. Wer sich für das Thema interessiert: Es gibt diverse Abhandlungen dazu.
Jedenfalls fährt das Uber Boat relativ gemächlich durch London. Was schade ist, handelt es sich doch um einen Katamaran, der einiges mehr an Speed hinlegen könnte. Doch kaum haben wir die Tower Bridge passiert, gibt das Boot richtig Gas. Das macht richtig Spass. Endlich mal in anständigem Tempo über die Themse brettern. Vermutlich darf man im Bereich der Brücken nicht zu schnell fahren, östlich davon aber schon. Gleich mal die Security-Card studieren in dem Fall…

Wir verlassen das Boot an der Anlegestelle Greenwich Pier, lassen die „Cutty Sark“, den letzten Britischen Teeklipper (jetzt ein Museum) links liegen und gehen zwei Strassen nordwärts, in einen kleinen Park.
Da ist es: Das „Monument for a Dead Parrot“.

Ich könnte mich natürlich in den Hintern beissen, dass wir das Ding nicht schon entdeckt hatten, als wir am Sonntag im Greenwich Park waren. Denn dessen Eingang ist gerade mal 100 Meter von hier entfernt…
Aber die Freude über den toten Papagei überwiegt.

Mehr Kunst
Unsere Ladies sind mit der Tate Modern Gallery durch und machen sich auf den Weg zum nächsten Highlight. Da wir per Chat kommuniziert hatten, dass wir beim toten Papagei sind und jetzt erst zum British Museum fahren würden, entschliessen sie sich, als nächsten Stopp die National Gallery zu besuchen.

Im Gegensatz zur Tate Modern Gallery, sind in der National Gallery klassische Kunstwerke ausgestellt, die sogar ich als Kunstbanause teilweise schon mal gesehen habe. Also wirklich berühmte alte Schinken.
Die National Gallery befindet sich am Trafalgar Square.



British Museum
Inzwischen sind wir mit der DLR unterwegs nach Victoria und wechseln von da aus auf die U-Bahn zur Tottenham Court Road. Den Fussweg zum British Museum kennen wir noch von heute morgen.
Keine Leute mehr da, also rein ohne Schlange.

Wir landen zuerst im Ausstellungsraum für Afrika und Amerika… Langeweile macht sich breit. Das Zeug hatten wir in diversen anderen Museen schon zu genüge gesehen. Hat man mal 5 Afrikanische Speere und Schilde gesehen, hat man sie alle gesehen. Dasselbe gilt für Musketen aus dem Amerikanischen Bürgerkrieg. Sorry, liebe Historiker, da bin ich einfach gestrickt.

Warum bin ich denn hier? Na klar – wegen dem Zeug, das die Briten schamlos während ihrer Kolonialzeit aus Ägypten & Griechenland abgezügelt hatten. Vermutlich ist es nicht ganz OK, dass die Ausstellungsstücke nicht in den Ländern sind, wo sie eigentlich herstammen. Andererseits haben die Briten die alten Sachen sauber aufbewahrt und gut erhalten – ob das in den Herkunftsländern auch so passiert wäre ist nicht so sicher. Von daher bin ich ambivalent, ob das jetzt OK ist, dass die Kunstwerke vergangener Zeiten hier ausgestellt werden oder nicht. Aber angucken kann ich sie ja trotzdem.
Die ägyptischen und griechischen Artefakte sind denn auch mein Highlight hier und der Grund, warum ich überhaupt hierher wollte.



Völlig unerwartet für mich steht hier der Rosetta Stone. Jeder Informatiker, der eine halbwegs vernünftige Ausbildung hinter sich hat, kennt das Ding. Es dient typischerweise als erstes historisches Beispiel für eine Übersetzungstabelle oder auch Entschlüsselungs-Tabelle. Dank dieses Steins war es möglich, die ägyptischen Hieroglyphen zu entziffern. Ich knie in Gedanken kurz nieder vor diesem Ding.

Weiter geht’s bei den Griechen.



Der Rest des Museums interessiert uns nicht sonderlich – ja sogar den Shop lassen wir aus. Ein klares Zeichen, dass wir müde sind.
Mit dem Bus fahren wir zur U-Bahn Station Elephant & Castle, wo unsere Bakerloo-Line ihre Endstation hat. Von hier geht’s mit der Tube nach Hause ins Hotel.
Die Ladies treffen kurz nach uns ein. Es ist wieder einmal Zeit für einen spät nachmittäglichen Mittagschlaf. Hach ist das entspannt.
Abendessen gibt’s mal wieder im Hotel, weil wir viel zu faul sind, noch irgendwo raus zu gehen.