Mittwoch, 29. Juli 2015: Denver

Ruhig angehen

Wir sind um 06:30 Uhr wach. Beim Frühstück fülle ich wieder mal eine Papierbestellung für mein Omelett aus, welches kurze Zeit später geliefert wird.

Nach den weiten Strecken, die wir die letzten Tage gefahren sind, wollen wir es heute etwas ruhig angehen und nur in Denver bleiben. Einen Plan dafür haben wir nicht, aber ich lese ja viele Reiseberichte, da ist schon was hängengeblieben.

Weil im Thomas in seinen Stories immer mal wieder von botanischen Gärten berichtet, entschliessen wir uns dazu, das auch mal zu versuchen. Auf zu den Denver Botanic Gardens.

Auf dem Weg begegnen wir diesem Restaurant.

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Leider stehen unsere Kids nicht so auf Knoblauch, sonst hätten wir an dieser Stelle schon ein Restaurant für’s Abendessen entdeckt gehabt.

Der Botanische Garten besteht aus 2 Teilen: Einem kleinen Teil für Kinder, gleich beim Parkhaus, und dem Hauptteil auf der anderen Strassenseite.

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Wir fangen mit dem Kinderteil an. Hier sind die Pflanzen eher Nebensache, es ist eher ein Lern-Spielplatz, denn ein botanischer Garten.

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Das hier scheint allerdings eher was für kleinere Kinder zu sein und so verziehen wir uns nach einer Viertelstunde wieder um den Hauptteil zu besuchen.

Hier findet eine Sonderausstellung statt: Eine Künstlerin hat aus Schwemmholz Pferde gebastelt und die sind hier im ganzen Park verteilt.

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Der Garten ist riesig und die Hitze mörderisch – und das obwohl wir ja auf 1’600 Metern über Meer sind. Die Hitze bringt das Blut in Wallung – schon nach einem Drittel des Gartens müssen wir den Besuch abbrechen, weil sich die Kids nur noch in den Haaren liegen.

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Wir marschieren quer durch den Park zum Hauptgebäude, denn hier ist die Luft klimatisiert. Erst mal abkühlen, dann wird die Stimmung auch wieder besser…

OK, vielleicht ist ein botanischer Garten auch nicht so eine spannende Angelegenheit für unsere Kids. Fahren wir halt nach Downtown und sehen uns da ein wenig um.

Denver Downtown

Gesagt, getan. 20 Minuten später parken wir gegenüber vom Capitol. Das ist nach Salt Lake City das zweite Mal in diesem Urlaub, dass wir für’s Parken bezahlen müssen. Und zwar happig: 8 USD wollen die für den Platz bis Mitternacht. Stundenweise zahlen geht nicht, nur tageweise.

Da stehen wir nun vor dem Capitol und mir kommt Volker alias L@la in den Sinn: Der besucht immer mal wieder State-Capitols. Vielleicht ist das ja was?

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Wir betreten den Haupteingang und sind überrascht: Hier sieht’s aus wie an der Sicherheitskontrolle im Flughafen. Ein Metalldetektor und ein Durchleuchtungsgerät für Taschen sind vorhanden, sowie bewaffnete Securityguards.

Weil am 1. August der Colorado Day (Staatsfeiertag) stattfindet, ist hier schon alles festlicht geschmückt.

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Wir wandeln durch das Gebäude und sind beeindruckt, wie gross das Ding ist – von aussen sieht es gar nicht so heftig aus. Man weist mich darauf hin, dass in den Marmorfassaden überall Muster zu erkennen seien, man könne darin Gesichter, Pferde und anderes entdecken, wenn man nur lange genau hinsehe… vielleicht hilft ja auch eine Friedenspfeife? 🙂

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Jedenfalls scheint das ganze Baumaterial für das Capitol aus dem Staat Colorado zu stammen.

Im obersten Stock gibt es eine kleine Ausstellung über den Staat Colorado und den Bau des Capitols. Hier lernt man seltsame Dinge über amerikanische Bundesstaaten… die haben ein eigenes Staaten-Lied (sowas wie eine Nationalhymne), ein Staatsamphibium (Western Tiger Salamander), ein Staatstier (Rocky Mountain Bighorn Sheep), einen Staatsvogel (Prärieammer), einen Staatsfisch (Forelle), eine Staatsblume (Rocky Mountain Columbine), einen Staats-Folklore-Tanz (Square Dance), ein Staats-Fossil (Stegosaurus), einen Staats-Edelstein (Aquamarin), ein Staats-Gras (Blue Grama Grass), ein Staats-Insekt (Colorado Hairstreak Butterfly), ein Staats-Mineral (Rhodochrosite), ein Staats-Motto (Nothing without the Deity), ein Staats-Museum (Air & Space Museum), einen Staats-Kosenamen (The Centennial State), Staats-Haustiere (Rettungs-Hunde- und Katzen (es gibt Rettungskatzen????)), eine Staats-Pflanze (Claret Cup Cactus), ein Staats-Reptil (Western Painted Turtle) und noch viele Staats-Dinge mehr…  das ganze gibt’s dann wohl 50 mal. Viel Spass in der Schule beim Lernen der Staatssymbole aller 50 Staaten…. 🙂

Ausserdem lernen wir: Man hat 6 Jahre lang Marmor für das Capitol abgebaut.

Leider kann man die Kuppel nicht besuchen. Damit hat es sich für uns erledigt und wir verlassen das Capitol. Um die Ecke gibt es eine Treppenstufe, die genau 1’609 Meter über Meer sein soll (also eine Meile).

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Hitze

Kaum sind wir draussen, erschlägt uns schon fast wieder die Hitze. Wir schleichen den Schatten nach zum Kunstmuseum, weil wir dort den grossen, an die Hauswand gelehnten Bären vermuten. Später finden wir raus, dass der beim Convention Center gewesen wäre.

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Wir wechseln die Richtung und begeben uns zur 16th Street, der Einkaufsstrasse.

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Die Kids sind hungrig und müde, dazu die Hitze… keine gute Kombination. Wir fragen einen leicht voluminösen Securityguard nach seiner Meinung für ein gutes Mittagessen in der Nähe. Der meint, dass man im „5280 Burger Bar“ einen Burger mit Milkshake als Beilage kriegen könnte – sowas sei unschlagbar. Wir glauben dem Mann und stellen uns da in die Schlange. Naja. Sitzen in die Schlange.

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Die Burger sind wirklich lecker und der Milkshake riesig. Bei regelmässiger Nahrungsaufnahme hier würde ich wohl bald aussehen wie der Security-Guard. 🙂

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Mit vollem Bauch und schön abgekühlt geht’s gleich wieder etwas besser. Hier auf der Strasse stehen Klaviere rum. Anna klimpert etwas drauf rum, bevor wir zum Auto zurückmarschieren.

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Runterfahren

Bei diesen Temperaturen bleibt uns gar nichts anderes übrig, als zu Hotel zurückzufahren und erst mal ausgiebig den Pool zu benutzen. Die Kühlung ist dringend nötig und tut gut.

Wie immer haben wir den Pool für uns alleine.

Natürlich ist es erst Nachmittag und wir können nicht einfach „nur“ am Pool rumhängen. Deshalb besuchen wir kurz die Outlets in Castle Rock. Aber auch hier shoppen wir nur das nötigste und sind zwei Stunden später schon wieder am Hotelpool.

Zum Nachtessen kann ich die Familie mal wieder nicht motivieren: Es werden im Hotelzimmer Snacks gefuttert, TV geglotzt und nach 21 Uhr sind wir schon wieder alle in der Heia.

Pfeiiif…. Pfeiiiifff…. Pfeiiiiiiiiiiffff

Es ist 21:50 Uhr. Von den Wänden und den Decken in allen Zimmern ertönt ein schrilles Pfeiffen. Das Geräusch ist ohrenbetäubend laut. Im Halbschlaf ziehe ich mir meine Trainingshose und die Crocs an, beruhige die Kids, die inzwischen verstört im Zimmer stehen und torkle noch schlaftrunken in Richtung Rezeption.

Unterwegs begegne ich immer mehr Hotelgästen, die ähnlich gekleidet wie ich in Richtung Lobby schlurfen. Kurz vor Erreichen derselben werden wir von einer aufgeregten Hotelangestellten aufgehalten: Wir müssten sofort das Hotel verlassen, das sei ein Feueralarm, keine Übung.

OK, ich bin wach.

Im Laufschritt hechte ich zurück zum Zimmer und erkläre die Situation. Nur das nötigste anziehen und dann raus.

Vor dem Hoteleingang sammeln sich die Leute und harren der Dinge, die da kommen mögen. Der Hotelmanager ist ziemlich überfordert und eiert planlos zwischen Lobby und Vorplatz hin und her.

Und dann gibt’s Hollywood-Action. Nicht eins, nicht zwei, nein sechs Feuerwehr-Autos, mehrere Sheriff-Fahrzeuge plus ein Krankenwagen fahren mit voller Christbaum-Beleuchtung ein. Was für eine Show.

Natürlich hab‘ ich meine Kamera nicht dabei, aber die Handy-Fotos lassen erahnen, wie toll das in der Nacht aussieht, wenn alles blinkt und leuchtet.

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Die Kids können sich nicht so recht entscheiden, ob sie Angst haben, oder fasziniert sein sollen. Wir entscheiden uns, den Faszinations-Aspekt hervorzuheben.

Informationen von der Hotelleitung gibt es leider keine – die sind heillos überfordert mit der Situation und so bekommt man nur gerüchteweise mit, was vor sich geht. Es soll im 2. Stock brennen. Am nächsten Tag werden wir dann erfahren, dass in der Küche eines Zimmers im 2. Stock tatsächlich ein kleines Feuer ausgebrochen ist. Allerdings eines, das ein Mann mit Feuerlöscher erledigen können hätte.

Gerettet worden sind wir übrigens von einem Bayern (Lederhos) und von Tim Allens Werkzeughersteller (Binford). Nicht schlecht 🙂

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Um 22:45 ist der Spuk endlich vorbei und wir dürfen zurück in unser Zimmer. Dummerweise geht um 23:15 der Alarm nochmals ab für eine Minute. Dieses mal ist es ein Fehlalarm, aber die Kids sind ab jetzt verunsichert und verängstigt. Das wird uns den Rest des Urlaubs noch ein wenig verfolgen… leider.

Das Hotel hat übrigens eine grosszügige Kompensation angeboten: Entweder die Hälfte des Übernachtungspreises zurück oder eine bestimmte Anzahl Punkte auf’s Hyatt-Konto.

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