Samstag, 15. Februar 2014: London (unfreiwillig)

Auf geht’s!

Die beste Ehefrau der Welt und die Kinder fahren mich an den Flughafen Zürich-Kloten. Eingecheckt habe ich am Vortag per Internet – und dabei auch gleich entdeckt, dass die Notausgangssitze für den Rückflug von Las Vegas nach London frei geworden sind. Die Buchung dieser Sitze ist zwar kostenpflichtig, aber so viel Beinfreiheit sind mir schon ein paar Kröten wert.

Da es bei British Airways keinen Vorabend-Check-In gibt, habe ich das Gepäck dabei. Der Koffer wiegt gerade mal 11 kg – das soll sich noch ändern in diesem Urlaub. Die Gepäckabgabe ist innert 3 Minuten erledigt, das Gepäck wird bis nach LAS durchgecheckt.

Zeit für einen Kaffee mit Jens und seiner Frau bei Starbucks, bevor wir uns von unseren Lieben verabschieden und durch die Sicherheitskontrollen verschwinden.

Bis zum Boarding dauert es noch mehr als 45 Minuten – genug Zeit um noch einen kleinen Burger bei Burger King zu futtern. Man weiss ja nie, wann es im Flugzeug das nächste Mal etwas Brauchbares zu essen gibt.

Verspätung

Am Gate angekommen, entdecken wir das „Verspätet“ auf der Anzeige sofort. Gemäss Auskunft des Schalterpersonals sollte die Verspätung nur 20 Minuten betragen. Man bestätigt uns auf Anfrage, dass unser Anschluss in London nicht gefährdet ist. Falls es weitere Informationen gäbe, würde man uns benachrichtigen.

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Der Flug verspätet sich weiter, aber man kontaktiert uns nicht – wir gehen folglich davon aus, dass alles in bester Ordnung ist.

Nach dem Boarding stehen wir weitere 20 Minuten mit unserer A320 am Gate. Der Pilot gibt per Bordfunk durch, dass wir auf den nächsten freien Slot waren müssen. In London sollten wir mit einer Stunde Verspätung eintreffen. Uh-Oh. Das wird knapp, aber 20 Minuten Umsteigezeit sollten reichen, wenn wir per Fast-Track unterwegs sind. Von der Crew meldet sich niemand bei uns – also wird wohl alles OK sein.

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Um 14:20 fahren wir dann endlich in Richtung Startpiste und fliegen los.

Die Bordverpflegung ist erstaunlich schmackhaft: Ein Wrap mit Salat, Tomaten und Pouletfleisch.

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Nach einer Stunde, beginnen wir über London zu kreisen. Wieder meldet sich der Pilot: Der Luftraum sei enorm voll, wir könnten erst in 20 Minuten landen. Seltsam. Diese 20 Minuten wiederholen sich immer wieder. Mal sehen, ob das noch reicht mit dem Anschlussflug.

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Dann endlich geht’s runter und wir landen butterweich in Heathrow. Taxi dauert eine gefühlte Ewigkeit. Die Crew hat sich bisher immer noch nicht bei uns gemeldet, also wird der Anschlussflug wohl warten.

Bevor wir ans Gate kommen, bittet die Crew, zuerst Transferpassagiere aussteigen zu lassen. Erstaunlicherweise funktioniert das – sind halt Briten. Die meisten Passagiere bleiben sitzen und nur ein paar wenige (darunter wir) stürmen nach vorne, sobald das Anschnallzeichen erloschen ist.

Wir haben tatsächlich noch 20 Minuten, bevor unser Anschlussflug gehen soll. Wir rennen durch die Gänge und kommen plötzlich zu einem abrupten Stopp. Hunderte von Leuten stehen hier rum, teils in Warteschlangen, teils frei im Raum verteilt. Auch ein Mitarbeiter von British Airways steht mit einem Tablet bewaffnet vor uns und fragt, wo wir so schnell hin wollten. Na zu unserem Anschlussflug nach Las Vegas! Wir halten ihm unsere Boardingpässe hin und fragen, ob wir einen FastTrack kriegen könnten. Ohne überhaupt auf sein Tablet zu gucken meint der: „Tja, der ist schon weg, bitte hier anstellen zum Umbuchen.“. Völlig ungläubig und geschockt stellen wir uns mal hinten an – die Schlange ist endlos.

Ein paar Minuten stehen wir in der Schlange und kommen mit anderen Passagieren ins Gespräch. Eine Frau vor uns will ebenfalls nach Las Vegas, selber Flug. Sie hat ein Tablet dabei und findet heraus, dass der Anschlussflug nach Vegas verspätet ist – genauer – er ist mindestens eine Stunde verspätet. Aber… aber… dann schaffen wir das ja noch! Zusammen mit ihr und ihren Begleitern drängeln wir uns zum FastTrack-Schalter durch und versuchen, den Flug zu kriegen. Die Dame am FastTrack-Schalter ruft am Gate an – wir vermuten, um uns noch anzumelden, schliesslich sind wir schon eingecheckt und bereit. Stattdessen meint sie, dass der Flug seit diesem Augenblick „abgeschlossen“ sei und niemand mehr mit dürfe.

Wie bitte? Eingecheckte Passagiere, vor Ort, rechtzeitig da? Und dürfen trotzdem nicht mit… uns explodiert fast der Kragen. Wir werden zurück in die Umbuchungs-Queue geschickt, wo wir die nächsten 3 Stunden gerade mal 10 Meter zurücklegen.

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Gemäss Informationen der BA-Mitarbeiter vor Ort, ist am Vortag aufgrund des Wetters am Flughafen Heathrow nichts gelaufen: Keine Starts, keine Landungen. Passagiere sind liegengeblieben, Chaos pur. Meine Vermutung: Die haben unsere Plätze nach Las Vegas einfach an liegengebliebene Passagiere vom Vortag verhökert und uns bewusst sitzen lassen – aber sowas kann man ja nicht beweisen…

Erst glauben wir noch, ein paar Stunden später mit einer anderen Airline nach Las Vegas fliegen zu können – aber je länger wir in dieser Schlange stehen, desto geringer ist unsere Hoffnung. Schliesslich bietet uns eine BA-Mitarbeiterin an, in ein Flughafenhotel zu fahren, von dort aus die Umbuchungs-Hotline anzurufen und dann am nächsten Tag zu fliegen. Wir willigen ein, denn von einem Bett aus zu telefonieren stellen wir uns etwas angenehmer vor, als hier noch mehrere Stunden rumzustehen, selbst wenn die Telefon-Hotline auch überlastet ist. Sie drückt uns Voucher für den Bus-Transfer, für Nachtessen, Übernachtung und Frühstück in die Hand.

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Hotel

Das Gepäck dürfen wir am Flughafen lassen. Zahnbürste und Rasierzeug gibt’s im Hotel und wir sind froh, müssen wir die Koffer nicht in dem Chaos von gestrandeten Passagieren abholen. Wir erwischen die letzten beiden Plätze im Hotel-Shuttle und fahren 20 Minuten bis zum Hotel (da sind sie wieder, die 20 Minuten…)

Das Sheraton Skyline ist ganz nett – ein typisches Flughafenhotel eben.

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Das Nachtessen ist allerdings ein schlechter Scherz von BA. Am Checkin des Hotels händigt man uns zwei Plastiksäcke mit unserem Nachtessen aus. Wie bitte? Kein Essen im Hotel-Restaurant. „Nein, Sorry, das ist alles was es von BA gibt“, meint der Hotelangestellte bedauernd.

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Hotline

Während Jens im Hotel-Laden versucht, ein paar Biere zu erstehen, rufe ich die angegebene British Airways Umbuchungs-Hotline an.

Besonders nervend an der Warteschlaufe: Es wird von der netten Ansagestimme immer wieder erwähnt, dass man auf der Website von BA.com schneller bedient würde für die Umbuchung von stornierten Flügen. Das ist aber nicht der Fall, denn der Flug taucht im Online-System gar nicht auf, schliesslich wurde er ja durchgeführt – einfach ohne uns.

Nach 40 Minuten in der Warteschleife (Ha! Nicht 20 Minuten, dieses Mal tatsächlich 40!) habe ich eine Dame am Draht. Inzwischen habe ich auch ein Bier in der Hand, denn Jens hat bei seiner Biersuche Erfolg gehabt.

Ich erkläre der Frau unsere Situation und erkläre, dass ich so schnell wie möglich endlich nach Las Vegas möchte.

klapper…klick…klapper…  „Ja, am Montag hätten wir noch einen Flug ab Gatwick“. Wie bitte? AM MONTAG? Heute ist Samstag – was zum Henker soll ich denn bitteschön mit einem Flug am MONTAG??? „Tut mir Leid, das ist der früheste Flug nach Las Vegas“. Ich fange an zu kapieren – die gute Frau meint den nächsten Flug von BA, denn gemäss meinen inzwischen durchgeführten Online-Recherchen finden am Sonntag diverse Flüge nach LAS statt, die noch nicht ausgebucht sind. Allerdings erklärt mir die Dame am Telefon, dass sie nur Umbuchungen auf andere BA-Flüge vornehmen kann. Für Umbuchungen auf andere Airlines sei sie nicht autorisiert. Bitte???

„Ja, für eine Umbuchung auf eine andere Airline müssen sie zum Flughafen fahren, dafür ist diese Service Hotline nicht autorisiert“. Ich könnte kotzen. Zum Glück hab‘ ich das pampige Sandwich schon gegessen, darum wär’s nicht schade.

Was nun? Es ist inzwischen schon 21:00 Uhr und wir sind schweinemüde. Nochmals zum Flughafen fahren? Und wenn dort die Schlange immer noch so lang ist? Wir wollen doch den verpatzten Urlaubsanfang nicht noch krönen, indem wir uns noch weiter mit der Unfähigkeit von BA rumärgern. Nö. Wir trinken unser Bier und beschliessen, am nächsten Morgen ganz früh zum Flughafen zurückzukehren und dort mal kräftig auf den Tisch zu hauen.

Prost und gute Nacht!

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